
Pestizide machen Menschen krank – Parkinson, Leukämie,…
Dem Pestizidatlas 2022 zufolge belegen Studien einen Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson sowie Leukämie im Kindesalter. Darüber hinaus werden Pestizide mit einem erhöhten Risiko für Leber- und Brustkrebs, Diabetes Typ 2, Asthma, Allergien, Hautirritationen, Adipositas, neurologischen Störungen und Störungen der Hormondrüsen in Verbindung gebracht. Auch etwa Frühgeburten und Wachstumsstörungen ließen sich auf Kontakt mit Pestiziden zurückführen. In einigen Fällen können diese Chemikalien auch akute Vergiftungen verursachen.
Einige Pestizide wirken hormonell
Problematisch ist auch, dass einige Pestizide hormonell wirksam sind. In der Landwirtschaft sollen sie etwa die Vermehrung von Insekten verhindern. Doch solche „Endokrine Disruptoren“ (EDCs) können die Hormonsysteme von Mensch und Tier stören, indem sie wie körpereigene Hormone wirken oder deren Wirkung hemmen. Das schreibt das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) in seinem Faltblatt „Hormonell wirksame Pestizide – eine schleichende Gefahr“
Solche Stoffe könnten daher irreversible und schwerwiegende Entwicklungs- und Gesundheitsstörungen zur Folge haben. Fehlbildungen der Geschlechtsorgane, verringerte Fruchtbarkeit, verfrühte Pubertät, hormonbedingte Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs, Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten wie ADHS, Diabetes und Adipositas werden mit den Endokrinen Disruptoren in Verbindung gebracht, heißt es weiter.
Somit sind letztendlich auch besonders (ungeborene) Kinder von diesen Stoffen gefährdet. Studien zeigen auch, dass hormonell wirksame Pestizide die menschliche Spermienkonzentration senken.
Insgesamt listet das internationale Pestizid Aktions-Netzwerk aktuell 338 hochgefährliche Pestizide („Highly Hazardous Pesticides“) auf, die beispielsweise als krebserregend, erbgutverändernd, fortpflanzungsschädigend oder hoch bienengefährlich gelten
Allein das Einatmen der Abdrift ausgebrachter Pestizide gefährdet die Gesundheit
Pestizidwirkstoffe können große Strecken zurücklegen, von einigen hundert Metern bis über 1000 Kilometer, heißt es im Pestizidatlas 2022. Damit sind die chemisch-synthetischen Stoffe im Prinzip überall zu finden, sie können auch in Schutzgebiete oder Bio-Äcker gelangen. Und so lassen sich auch immer wieder Rückstände von Pestiziden in Lebensmitteln nachweisen.
Allein Einatmen von gespritzten Herbiziden und Pestiziden, die auch beim Spargelanbau verwendet werden und durch Abdrift in die Umgebung gelangen, sind schädlich für die Gesundheit von Mensch und Tier. Diese Chemikalien können bei Einatmung oder Hautkontakt gesundheitliche Probleme verursachen, insbesondere bei längerer oder wiederholter Exposition.
Pestizide belasten die Umwelt
Fest steht: Der großflächige Gebrauch von Pestiziden wie Glyphosat belastet die Umwelt massiv. Denn die Chemikalien bleiben nicht immer dort, wo sie angewendet werden. Mit dem Wind können sie zum Beispiel auf Nachbarfelder gelangen, auf denen keine Pestizide gespritzt werden. Mit dem Regen erreichen sie tiefere Bodenschichten und dadurch auch das Grundwasser sowie Seen und Flüsse. Zugleich sind einige Pestizide sehr langlebig.
Immer wieder gibt es Notfallzulassungen für Pestizide, eigentlich verbotener Substanzen:
2023 | |||
BENEVIA | Cyantraniliprole | 01.04.2023 bis 29.07.2023 | über die bestehende Zulassung hinaus:gegen Spargelfliege an Spargel im Freiland |
2024 | |||
ATTRACAP | Metarhizium brunneum Stamm Cb-III | 19.02.2024 bis 17.06.2024 | über die bestehende Zulassung hinaus:gegen Spargelfliege an Spargel im Freiland |
Wie stark ist die Umwelt von Pestiziden belastet?
Wie stark die Umwelt konkret von Pestiziden belastet ist, ist laut Nabu weitgehend unbekannt. Demnach würden etwa Anwendungsdaten von „Pflanzenschutzmitteln“ nicht zentral erfasst, nicht ausgewertet und nicht verfügbar gemacht. Auch Monitoringprogramme erfassen nur einen geringen Anteil an Wirkstoffen, so der Nabu.
Artenvielfalt ist durch Pestizide gefährdet
Die zunehmende Anwendung von Pestiziden gefährdet die Artenvielfalt von Beikräutern, Wasserorganismen, Vögeln und Insekten. Schließlich schädigen die Chemikalien auch Arten, die nicht bekämpft werden sollen. Manche von ihnen töten Pflanzen und Tiere direkt, andere schädigen sie indirekt, indem sie zum Beispiel für ein verringertes Nahrungsangebot sorgen, wie das Umweltinstitut München auf seiner Webseite schreibt.
Der Pestizideinsatz fördert zudem großflächige Monokulturen, die ebenfalls die biologische Vielfalt bedrohen. Ein anschauliches Beispiel für die artenschädliche Wirkung ist Glyphosat. Wo es gespritzt wird, wächst im wahrsten Sinne kein Gras mehr. Es tötet jede Pflanze, die nicht entsprechend gentechnisch verändert ist, betont etwa der BUND. Damit entzieht es Organismen die Lebensgrundlage.
Glyphosat ist ein breit eingesetztes Herbizid, das zur Bekämpfung von Unkräutern in verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen verwendet wird, Glyphosat wird teilweise auch auf Spargelanbauflächen als Herbizid angewendet, nahezu unverzichtbar scheint es bei Apfel, Obstplantagen.
Pestizide beschleunigen das Insektensterben
Besonders dramatisch: Pestizide gelten als Hauptverursacher für das globale Insektensterben – neben Düngemitteln, dem Verlust von Lebensraum und der Klimakrise. Insektizide schaden schließlich allen Insekten, und auch Fungizide und Herbizide stellen eine Gefahr für sie dar, heißt es im Pestizidatlas 2022.
Denn einige Fungizide wirken mit Insektiziden synergetisch; das heißt, die jeweiligen Stoffe wirken in Kombination noch giftiger. Durch die Anwendung von Herbiziden finden Insekten wiederum weniger Futterquellen. Und gibt es weniger Insekten, finden auch andere Tiere wie Vögel keine Nahrung. Dabei sind laut Greenpeace über 80 Prozent der Blütenpflanzen weltweit von der Bestäubung durch Tiere abhängig. Allein in Europa gebe es rund 4.000 Gemüsesorten, die von bestäubenden Insekten abhängig sind. Insekten sind also für unsere Ökosysteme unverzichtbar.
Pestizide in Gewässern
Auch Gewässer sind von Pestiziden betroffen. Die EU-Umweltagentur EEA hat in mehr als einem Fünftel der europäischen Seen und Flüsse erhöhte Konzentrationen von Pestiziden gemessen. In Deutschland hat ein Forschungsteam des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung zwischen 2018 und 2019 über 100 kleinere Flüsse und Bäche auf Pestizidbelastungen untersucht. Dabei stellten sie fest, dass in über 80 Prozent der Gewässer die Grenzwerte für Pestizide überschritten waren. In 18 Prozent der Gewässer wurden sogar die Grenzwerte für mehr als zehn Pestizide gleichzeitig überschritten. Besonders nach Regenfällen war die Pestizidbelastung in den Proben um das bis zu Zehnfache höher. Die Forscher konnten zudem nachweisen, dass Pestizide bereits in viel niedrigeren Konzentrationen auf wirbellose Tierarten in den Gewässern wirken, als bisher angenommen.